Interview mit der Bürgermeisterin

Die Kleeblatt-Reporterinnen waren zum Interview mit der Kyritzer Bürgermeisterin Nora Görke. Hier das komplette Interview.

KYRITZ. Wir sind die Kleeblatt-Reporter. In den Herbstferien waren wir bei Muckouts Umweltprojekt in Kyritz. Seit 2018 setzen sich die Kinder und Jugendlichen dort für die Umwelt ein. Silvia Last von Muckout und viele andere sorgen fleißig dafür, die Stadt sauber zu halten und sammeln Müll. Wir alle wollen eine saubere Erde haben, weil wir sonst keine Zukunft haben, weil Tiere sterben, der Boden und das Grundwasser geschädigt werden. Am 20. Oktober hatten wir (Tessa, Johanna und Leana) ein Interview mit der Kyritzer Bürgermeisterin Nora Görke:

Wie lange sind Sie schon Bürgermeisterin in Kyritz und wie lange werden Sie noch Bürgermeisterin sein?

Ich bin seit 2011 Bürgermeisterin in Kyritz. Eine Wahlperiode in Brandenburg dauert acht Jahre, das heißt, eine Wahlperiode habe ich bereits hinter mir und bin jetzt in der zweiten. Die hat 2019 begonnen und endet acht Jahre später, also 2027.

Finden Sie Umweltschutz wichtig?

Wir alle sehen jetzt gerade, wie wichtig Umweltschutz ist. Obwohl ich das gar nicht auf den Begriff Umweltschutz reduzieren, sondern Klimaschutz nennen würde. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiges Thema. Es sind Kleinigkeiten, die einem täglich auffallen: Wie viele Insekten gibt es? Wie viele Vögel gibt es? Wenn es keine Insekten gibt, gibt es auch keine Vögel, weil die nichts zu fressen haben. Und so dreht sich der Kreislauf. Auf der Welt sind Veränderungen spürbar. Deshalb geht es für uns, wenn wir über Klimaschutz reden, darum eine gute Lebensgrundlage für uns zu schaffen, aber auch für alle nachfolgenden Generationen. Und das wird, glaube ich, zunehmend schwieriger. Denn wir reden zwar alle vom Klimaschutz, aber es passiert relativ wenig.

An welcher Stelle steht der Umweltschutz für Sie auf einer Skala von eins bis zehn?

Das ist schwierig, aber wenn zehn das höchste ist, dann ist der Umweltschutz natürlich die zehn. Denn wenn wir die Umwelt nicht schützen, ist unsere Lebensgrundlage bedroht.

Gibt es etwas für die Stadt Kyritz, das noch wichtiger ist?

Es ist immer ein Zusammenspiel von vielen Aspekten. Klimaschutz ist ein ganz wichtiger Aspekt, aber natürlich muss er zu allen anderen Sachen passen, die wichtig sind. Was ist denn eigentlich wichtig in einer Stadt? Dass man gut leben kann, also dass man gut wohnen kann, dass Kinder sich hier wohlfühlen, gleichermaßen wie Erwachsene und Senioren. Das heißt also wir brauchen gute Kitas und Schulen, wir brauchen gute Wohnungen und wir brauchen Arbeit. Und dazu ist es notwendig, dass wir Betriebe vor Ort haben, die in der Lage sind, wirtschaftlich zu produzieren, Arbeitskräfte angemessen zu bezahlen, um ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen. Das sind alles Dinge, die man miteinander verzahnen muss. Das kann man nicht getrennt voneinander sehen.

Welche Ziele hat die Stadt Kyritz für den Umweltschutz?

Das ist eigentlich ganz einfach und trotzdem so schwierig. Wir haben ein Klimaschutzkonzept entwickelt vor einigen Jahren. Das war ein schöner Prozess. Wir konnten verschiedene Menschen aus der Stadt einbeziehen und hatten dadurch ein breites Spektrum an Ideen und Meinungen. Wir haben in unterschiedlichen Gruppen gearbeitet und schließlich alles zu einem Klimaschutzkonzept zusammengefasst. Das kann man auf unserer Internetseite sehen. Es ist dann eine Kunst, diese Ideen in die Praxis zu überführen.

Wurden Ziele daraus bereits umgesetzt?

Ja, daraus wurden Ziele umgesetzt, zum Beispiel die Straßenbeleuchtung. Wir hatten in vielen alten Straßenlaternen noch Leuchten mit Quecksilber. Die haben wir nach und nach ersetzt durch LED-Leuchten. Damit machen wir auch weiter. Das ist etwas, das man sehen kann. Genau wie die Sanierung von alten Gebäuden, wie dem Kloster. Ich finde es nachhaltiger, etwas Altes wieder schön zu machen, als immer abzureißen und neu zu bauen. Dann haben wir auch noch das Rathaus, wir haben Kitas und Schulen, die wir mit Strom versorgen und da beziehen wir Ökostrom, also keinen, der aus Braunkohle oder Steinkohle hergestellt wird, sondern welchen, der aus Wind oder Solarkraft hergestellt wird. Das sieht man aber nicht.

Wo wohnen Sie?

Ich wohne in Kyritz in der Stauffenbergstraße.

Liegt dort viel Müll?

Nein, in meiner Straße liegt kein Müll. Ich denke, das liegt an der sozialen Kontrolle. Dort wohnen eben Leute in ihren eigenen Häusern und möchten, dass es dort schön ist und werfen keinen Müll auf die Straße. Und hier auf dem Marktplatz denkt sich der eine oder andere, sieht ja keiner, werf ich einfach hin. Das sind Kleinigkeiten. Aber mich ärgert zum Beispiel, dass überall Kippen liegen. Das find ich eklig und das muss auch nicht sein. Oder dass die Leute ihren Hausmüll in unsere Papierkörbe stecken, da denke ich: Das macht man einfach nicht.

Warum gibt es so wenig Mülleimer außerhalb der Kyritzer Innenstadt?

Genau deshalb leider. Wenn wir irgendwo Papierkörbe aufstellen, wo die Leute sich unbeobachtet fühlen, sind die oft voll mit Hausmüll. Den Unterschied sieht man ja. Der Müll, den ich zuhause produziere, sieht ja anders aus, als das, was unterwegs anfällt wie ein Taschentuch oder ein Eislöffel. Aber überall in den Papierkörben liegt eben auch Hausmüll. Darum haben wir entscheiden, nicht mehr so viele außerhalb der Innenstadt aufzustellen.

Warum gibt es Bushaltestellen ohne Mülleimer?

Ist das so? Wenn euch sowas auffällt, könnt ihr mir das gern sagen und dann gucken wir, was wir verändern können.

Rauchen Sie?

Nein. Ich habe mal geraucht, aber da hatte ich immer einen kleinen Taschenaschenbecher dabei.

Was denken Sie, wieviele Zigaretten wir auf dem Weg von der Pritzwalker Straße bis zum Marktplatz gefunden haben?

Wenn ihr das fragt, sind es bestimmt viele. 150?

Das sind 800 Meter. Und wir haben fast 4000 Zigaretten gefunden. Das war letztes Jahr in den Oktoberferien und wenn wir heute sammeln gehen würden, wären es bestimmt nochmal so viele.

Oh, nee. Wahnsinn!

Was denken Sie, wie lange Zigaretten brauchen, um sich zu zersetzen?

Ganz lange. Das hab ich schon mal im Fernsehen gesehen. Es dauert, glaube ich, ewig, bis die sich zersetzen. Vielleicht drei Jahre!?

Die richtige Antwort ist: 10 Jahre.

Das ist eklig.

Haben Sie eine Idee, was man dagegen tun kann, dass der Müll überall herumliegt?

Nein, so richtig habe ich da leider keine Idee. Wenn ich die hätte, hätte sich vielleicht das Problem schon gelöst. Es ist ja ein sehr großes Problem. Wir sehen an allen Stellen, an denen die Leute sich unbeobachtet fühlen, Müll herumliegen, in den Wäldern zum Beispiel. Es gibt ja aber Stellen, an denen man seinen Müll entsorgen kann. Hier in Kyritz haben wir eine Entsorgungsstation im Strüweweg. Da habe ich schon öfter gehört, dass die Öffnungszeiten so schlecht sind. Wenn man also die Öffnungszeiten an die Bedürfnisse der Bürger anpassen könnte, wenn die zum Beispiel nach Feierabend ihr Auto beladen und da hinfahren könnten oder auch am Samstag, das würde sicherlich Sinn machen. Höhere Strafen zum Beispiel machen in meinen Augen keinen Sinn, weil man ja die Verursacher meist gar nicht findet.

Haben Sie eine Idee, was die Kinder in Kyritz tun können, um die Umwelt zu schützen?

Das ist schwierig. Habt ihr denn eine Idee?

Kann die Stadt so etwas wie einen Frühjahrsputz ein mal im Jahr machen?

Ja, sowas könnte man machen. Ich finde zwar, dass in Kyritz gar nicht so viel Müll liegt. Ich kenne andere Städte, da sieht es viel schlimmer aus. So einen Frühjahrsputz finde ich aber eine richtig gute Idee. Wir haben das als Verwaltung vor einigen Jahren gemacht und auch zum Mitmachen aufgerufen. Aber leider kam niemand, manche Leute blieben nur stehen und sagten so etwas wie: „Habt ihr am Wochenende nichts Besseres zu tun?“ Das hat sich nicht gut angefühlt. Aber klar, ihr als Kinder könnt das natürlich auch machen mit Familie oder Freunden. Das wäre schön, wenn ihr da die Triebfeder wäret. Dann wissen wir auch, dass jemand kommt.

Würde die Stadt Kyritz dann den gefundenen Müll zu entsorgen? Wir haben beim Müllsammeln schon alles Mögliche gefunden, einen Stuhl, einen Drucker, Batterien usw. Das können wir ja nicht in unseren Hausmüll tun.

Natürlich, darum können wir uns dann kümmern. Wir können einen Container bereitstellen oder Müllsäcke annehmen. Bei uns im Bauhof haben wir auch die Möglichkeit, Kleinelektrogeräte zu entsorgen, zum Beispiel so einen Drucker. Die kann man da einfach abgeben.

Können Sie sich vorstellen, dass die Stadt Kyritz Umweltbildungsprojekte auch mit Geld unterstützt?

Ich kann natürlich nicht alles versprechen. Aber wer eine Idee für ein gutes Projekt hat, kann Anträge für eine Förderung stellen, bei der Stadt Kyritz, aber auch bei anderen Stellen wie Stiftungen.

Vielen Dank!

klee